Leid - Wigratzbad

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Der Sinn des Leidens. Ein paar Gedanken.
Meistens vorgetragen: warum lässt Gott das zu? Oder in der extremen Form: wenn es solches Leid gibt, dann kann es keinen Gott geben.
 
Warum greift Gott bei Unrecht nicht ein? So als eine Art Weltpolizist. Um die Haltung des Herrn zu verstehen, müssen wir die Hl. Schrift ernst nehmen. Es ging nicht um Show und irdische Anerkennung, wie in der Versuchung (stürze dich herab…) die er ablehnte. Auch nach der Brotvermehrung wollten die Menschen ihn zum König machen, er entzog sich ihnen. Aber in der ganzen Deutlichkeit kommt es im Johannesevangelium zum Ausdruck. Das Verhör bei Pilatus im 18. Kapitel, Vers 36. „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Königtum von dieser Welt hätten meine Leute gekämpft, dass ich nicht den Juden ausgeliefert werde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier.“  Was ist das größte Verbrechen? Der Gottesmord! Wenn seine Diener bei diesem größten Verbrechen nicht eingreifen weil sein Königtum nicht von hier ist, dann auch nicht bei anderen Verbrechen, denn auch nach seinem Tod und Auferstehung ist sein Reich immer noch nicht von hier. Da hat die Geschichte nichts daran geändert. Wenn sein Reich nicht von hier ist, kann man ihm auch nicht zum Vorwurf machen, dass er nicht so handelt als wäre sein Reich von hier. Das war damals so, und es ist auch heute so, denn „Jesus Christus bleibt derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“ (Hebr. 13,8)
 
Die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die, dass wir nach Gerechtigkeit verlangen. Und Gott, als die Gerechtigkeit selbst, hat dafür zu sorgen. Hier stellt sich die Frage, welche Gerechtigkeit? Natürlich die göttliche Gerechtigkeit. Also die zehn Gebote. Alle Gebote! Wenn das so wäre, dass Gott bei einer schweren Übertretung seiner Gebote entsprechend strafen würde, dann wäre die Erde sehr dünn besiedelt. Doch Gott hat seine Gerechtigkeit für die Zeit nach dem Erdenleben reserviert. Jetzt ist die Zeit der Barmherzigkeit. Er freut sich mehr über einen Sünder der Buße tut, als über die 99 Gerechten. Er ist jetzt der barmherzige Vater, der wartet, dass sein toter Sohn (das Gleichnis nennt ihn tot) umkehrt und zurückkehrt. Er sieht ihn von Ferne und läuft ihm entgegen. Aber er ging nicht in den Saustall. Wenn dem Sohn die Schweinereien lieber geblieben wären, dann wäre er tot geblieben und hätte die Erbarmung nie erfahren. Auch die Ehebrecherin: gehe hin und sündige nicht mehr. Es ist Sünde und man soll es nicht mehr tun.
Doch zurück zum Ausgangspunkt. Diejenigen die sagen, sie können nicht an Gott glauben, weil er das Leid zulässt, lassen außer Acht, dass das Leid aus der Sünde kommt und auch, dass sie sich selbst verurteilen. Denn solche Menschen leben nicht nach den Geboten Gottes. Dennoch ist ihr Einwand ernst zu nehmen, denn er offenbart ein viel größeres Problem. Sie wollen das Eingreifen, doch nach ihren Regeln! Bei dieser Sünde: ja, bei jener Sünde: nein. Wenn man an den ekelerregenden Kindesmissbrauch denkt, da werden sicher viele sagen, die müssten dabei sein. Die Täter werden es anders sehen und sagen, sie bringen ja niemand um, wenn, dann die Personen, die kleine Kinder umbringen, also Abtreibung. Die Mehrheit der Gesellschaft würde das wiederum nicht akzeptieren, für die ist das Töten ungeborener Kinder ein „Menschenrecht“. Gott müsste sich in seinen Gesetzen an die Menschen halten und was diese für gut halten, dürfte er auch nicht bestrafen. So, jetzt sind wir beim Kern des Problems angekommen. Wir sind bei der Ursünde. „Sein wie Gott“. Wir legen fest, was Gut und Böse ist und Gott soll unser Handlanger, Erfüllungsgehilfe, Kerkermeister oder gar Henker sein, je nachdem was gewünscht ist. Viele erwarten, dass Gott so handelt soll wie bei einem Getränkeautomat: Geld rein, Dose raus. Gebet rein, Wunder raus. Oder wie ein „Flaschengeist“: "Dein Wunsch ist mir Befehl!" Das Grundübel, der Stolz, steht vor uns. Das Problem bei Stolz ist, dass so jemand kaum bekehrbar ist, denn man sieht die Sünde nicht. Es ist ja alles in Ordnung. Die Pharisäer im Evangelium sind dafür das Beispiel. Selbst die Auferstehung einer schon in der Verwesung befindlichen Leiche (Lazarus), führt zu keiner Bekehrung. Auch sein Aufruf an sie: „so glaubt doch meinen Werken“ (Joh. 10,25). Bei dieser Geisteshaltung greift er auch zu entschiedenen Ausdrücken: „Ihr Schlangen und Natterngezücht! Wie wollt ihr der Verurteilung zur Hölle entrinnen?“ (Mt. 23,33). Ein Satz kommt dreimal in der Hl. Schrift vor: „Gott widersteht den Hochmütigen, den Demütigen aber gibt er seine Gnade.“ Einmal im Alten Testament und jeweils bei den beiden Apostelbriefen von Jakobus und Petrus. Wenn zwei Apostel dieses Zitat in ihren Briefen verwenden, so bedeutet das doch, dass der Herr sie ausdrücklich darauf hingewiesen hat und sie seine Lehre so weitergeben. Und noch etwas. Ein einziges Mal sagt er: „Lernet von mir!“ Also eine Lehre die für alle gilt, nicht nur für Apostel oder für eine bestimmte Gruppe. „Denn ich bin demütig und sanftmütig von Herzen!“ (Mt. 11, 29) Demut, also das Gegenteil von Stolz, wird von uns erwartet.
Doch warum das Leid? Die Frage steht ja immer noch im Raum. Leider können wir auf dieser Welt keine abschließende Antwort geben. Man kann sich auf verschiedene Weisen diesem Geheimnis nähern. Dabei kann man einige wichtige Gesichtspunkte aufzeichnen. Die können helfen zu verstehen, dass es nicht sinnlos ist.  
Zunächst ist das Leid eine Folge der Sünde. Also eine Strafe auf unser Handeln hin. Das erklärt nicht alles. Das  Baby, das rauschgiftsüchtig ist, weil seine Mutter in der Schwangerschaft sich nicht der Droge enthalten konnte, was kann es dafür? Nichts! Der Schöpfungsbericht zeigt uns in vielen Bildern, gewisse - sagen wir mal - Grundwahrheiten. Und Gott sprach: ‚Seht, ich übergebe euch alle samentragenden Pflanzen auf der ganzen Erde und alle Bäume mit samenhaltenden Früchten; sie sollen euch zur Nahrung dienen.‘ (Gen 1,28f)“ Mit diesem Bild wird gezeigt, dass die Erde in den Herrschaftsbereich des Menschen gegangen ist. Zumindest der materielle Teil. Es war eine freie Entscheidung Gottes und da Gott derselbe bleibt in Ewigkeit, bleibt diese Entscheidung auch bestehen. So wie der Mensch lebt und entscheidet, so wirkt sich alles auf die Zukunft aus. Das Geschick liegt nun in unserer Hand. Diese Feststellung, dass alles so läuft, als gäbe es keinen Gott, hat einige dazu verführt zu sagen, Gott ist wie ein Uhrmacher. Er hat die Uhr geschaffen, aufgezogen und jetzt läuft sie von selbst. Doch ganz so ist es doch nicht. Er greift ein, wenn wir ihn darum bitten. Oftmals werden wir dazu aufgefordert zu bitten. Wir sollen unser Vertrauen auf Gott setzen. Er kann eingreifen, wenn wir darum bitten. Doch es geht nicht nach dem Getränkeautomat, sondern nach der unendlichen Weisheit des Schöpfers. So können wir zwar nicht verstehen, warum er gewisse Bitten nicht erhört, doch müssen wir glauben, dass dies die beste Lösung ist. Der Zusatz „aber nicht mein Wille geschehe, sondern der Deine“ sollte zumindest in der Intention vorhanden sein. Wenn wir rufen, „Herr rette uns, wir gehen zugrunde“, dann kann er uns retten, bitten wir nicht, gehen wir zugrunde.
Dass wir mehr bitten sollen, dafür gibt es ein passendes Bild. Als die Muttergottes der hl. Katharina Labore erschien um durch sie die Verbreitung der „wunderbaren Medaille“ zu verlangen, da sah die Heilige, wie aus den Fingern der Gottesmutter Strahlen ausgingen, aber nicht aus allen. Die heilige Katharina fragte die Muttergottes was die Strahlen bedeuten und es wurde ihr erklärt, dass dies die Gnaden sind, die sie austeilt. Und auf die Frage, warum aus manchen Fingern keine Strahlen ausgingen kam die Antwort: weil keine Gnaden erbeten werden. Wir könnten also viel mehr erhalten, wenn wir mehr bitten würden und es würde nur zum Vorteil sein. Der heilige Paulus sagte ein sehr schweres Wort: Ich ergänze an meinem Leibe, was an den Leiden Christi noch aussteht. (Kol. 1,24) Eigentlich steht an den Leiden Christi nichts aus. Deshalb tue ich mich mit der Stelle etwas schwer. Es geht um die Austeilung der Gnaden. Papst Pius XII. sagte: es ist ein furchterregendes Geheimnis, dass das Heil so vieler Seelen von unseren Gebeten und Opfern abhängt. Wir sind hineingenommen in das Geheimnis der Erlösung, obwohl der Herr sie allein vollbracht hat. Wenn also die Priester zu „beschäftigt“ sind, um zu den Kranken zu gehen, so können viele Seelen verloren gehen, weil diese Personen nicht mehr beichten können Da liegt einfach viel in unserer Verantwortung. Es ist also viel Leid in der Welt, weil niemand um die Abwendung dieses Leides gebeten hat.
Wie bereits gesagt, man kann die Gründe, warum Gott das Leid zulässt, nicht wirklich ergründen. Die obige Darlegung war nur ein Aspekt.
Ein anderer Gesichtspunkt ist der des Verdienstes. Gott will, dass wir mit Verdiensten in den Himmel kommen. Das stärkste Wort in diesem Zusammenhang finden wir in der Bergpredigt: „Selig seid ihr, wenn sie euch schmähen und verfolgen und lügnerisch alles Böse gegen euch sagen um meinetwillen. Freut euch und frohlockt, denn euer Lohn ist groß im Himmel.“ (Mt. 5,11-12) Also auch noch freuen sollen wir uns. Schon nicht so leicht zu schlucken. Es gibt also Leiden, die von Gott zugelassen sind, damit wir ewige Verdienste erwerben. Wir sollen täglich unser Kreuz auf uns nehmen. Mit dem Kreuz sind natürlich Krankheiten, Leiden etc. auch gemeint, aber das tägliche Kreuz kommt aus den Standespflichten die wir erfüllen müssen.
Einen anderen Gesichtspunkt finden wir im Buch Job. Hier hat der Teufel von Gott gefordert, ihn auf die Probe zu stellen. Job hat schwer gelitten und alles verloren, aber er hat bestanden. Eigentlich unfassbar. Aber, dass der Teufel das tun darf, dafür finden wir auch einen entsprechenden Beleg im Neuen Testament. „Der Satan hat verlangt euch zu sieben wie man den Weizen siebt.“ (LK. 22,31) Also, auch der Teufel darf versuchen und damit Leid verursachen.
Wir haben jetzt mehrere Ursachen für Leid, Leid als Folge der Sünde. Das, was sich die Menschen selbst antun, das was der Teufel tut und drittens die Kreuze, die der Herr uns auferlegt. Doch damit ist das Thema natürlich nicht erschöpft. Das größte Problem bleibt bestehen.
Das größte Unglück ist die ewige Verdammnis. Wie kann es dies bei einem liebenden Gott geben? Oder auch: wenn ich allmächtig wäre, dann würde ich verhindern, dass eines meiner Kinder verdammt wird. Aus diesem Grund gab es Theologen, die von einer leeren Hölle träumten.
Zunächst einmal ist Gott der ganz Andere und nicht ein Mensch mit unendlichen Möglichkeiten. Er ist das Sein, er ist die Liebe, er ist die Barmherzigkeit, er ist die Schönheit, er ist die Weisheit und er ist auch die Gerechtigkeit. Also einfach zu denken wenn man allmächtig wäre würde man so handeln wie Gott, ist total daneben. Denn die  Vollkommenheit ist nicht die Allmacht, sondern alle diese Wesenszüge und zwar zusammen. Was erstreben wir? Ein Gut. Das Gut kann trügerisch sein, sich als Scheingut zeigen, doch in dem Augenblick in dem wir handeln suchen wir ein Gut. Dafür sind wir oft bereit, anderen Menschen Schaden zuzufügen (bis hin zu deren Tode) um unser Gut zu erhalten. Selbst wenn wir nach dem höchsten Gut, nach Gott streben, bleibt die Eigenliebe erhalten und die sucht als ihr Gut: Ehre, Macht, Annehmlichkeiten und auch Befriedigungen und sei es nur beim Essen. Man sagt dazu, wir sind nicht ganz abgestorben. Korrekt, wir leben. Der hl. Franz von Sales sagte, er hoffe, dass seine Eigenliebe fünf Minuten vor ihm stirbt. So ist der Mensch und auch jeder Heilige hat dies zur Kenntnis nehmen müssen. Doch Gott ist anders. Er ist das höchste Gut und absolut vollkommen, er kann also nur sich selbst erstreben um es mit unseren Worten zu sagen. So zeigt er sich uns in diesem Leben als der gütige und barmherzige Vater. Die Gerechtigkeit tritt in dieser Zeit zurück, er zeigt sich nicht als der Weltpolizist. Doch nach der Zeit der Barmherzigkeit kommt die Zeit der Gerechtigkeit. Wer die Barmherzigkeit nicht wollte, wird die Gerechtigkeit erleben besser erleiden müssen. Denn Gott kann sich nicht verleugnen. Seine Gerechtigkeit ist auch sein Wesen. Die Gerechtigkeit zu unterdrücken, hieße, sein Wesen zu unterdrücken. Das kann er nicht. Auch unser Ziel ist zuerst immer Gott, so lehrt er es uns. In den 10 Geboten, beim Liebesgebot oder auch beim Vater Unser. Geheiligt werde dein Name. Geheiligt wird sein Name jetzt, wenn er uns Barmherzigkeit erweist. Geheiligt wird sein Name, wenn er in Gerechtigkeit richtet. Das schmeichelt überhaupt nicht unserer Ich-Sucht. Wir wollen das Zentrum des Universums sein um das sich alles dreht und sind doch nur Staub. Und solch unbeständigen Wesen will er Anteil an seiner Herrlichkeit geben. Eigentlich unglaublich, trotzdem ist es so, Deo gratias!
Grundlage aller Überlegung ist immer, dass der Mensch die Freiheit hat. Diese achtet Gott. Er kann also nur warnen. Keiner wird Gott einen Vorwurf machen können, dass er ihn nicht gewarnt hätte. Sein Gewissen hatte sich gemeldet. Man kann sein Gewissen abstumpfen, dass es sich nicht mehr meldet. Doch aus das ist ein freier Akt.
Doch auch im größeren Maßstab warnt Gott. Zwei Beispiele. Fatima. Noch bevor die sogenannte Oktoberrevolution in Russland begann, warnte die Muttergottes die Kinder vor einem Krieg, der schlimmer wird als der jetzige (es war während des 1. Weltkrieges). Wenn man ihre Wünsche nicht erfüllt, wird Russland seine Irrtümer über die Welt verbreiten und vieles mehr. Der 2. Weltkrieg mit Millionen von Toten. Wenn man bedenkt, dass durch den Kommunismus weltweit etwa 50 Millionen Menschen starben, dann sieht man erst, welche ernsthaften Konsequenzen das hatte. Gott war bereit einzugreifen, wenn die Menschen in ihrer Freiheit ihn darum gebeten hätten, ansonsten nimmt alles seinen natürlichen Lauf. Die Warnung gab es. Es gab sie als Prophetie, also bevor auch nur Anzeichen vorhanden war, dass es so kommen könnte. Die Menschen wollten nicht, also mussten sie die Konsequenzen tragen. Wie konnte Gott das zulassen? Er wollte es verhindern, die Menschen wollten nicht, dass er es tut.
 
Zweites Beispiel: Kibeo, auch ein anerkannter Marienerscheinungsort. Ruanda, ein Land mit 10 Millionen Einwohnern. Jahre bevor es zum Bürgerkrieg kam, bei dem eine Million Menschen ihr Leben verloren, warnte die Muttergottes die Kinder vor dem Bürgerkrieg. Die Kinder sahen ein Tal mit einer Million Totenschädeln. Man fragte damals, was will die Gottesmutter damit sagen? Wir sind doch ein katholisches Land, bei uns wird so etwas doch nicht geschehen. Die Aufrufe zu Gebet und Umkehr ignorierte man. Es gab auch zwei Geheimbotschaften, eine an den Bischof, darüber hat man noch nichts gehört, und eine an die Regierung. Davon ist schon etwas durchgesickert: man solle die Benachteiligung der Hutu beenden. Nichts geschah. Auch dieses Massaker hätte verhindert werden können. Es ist immer die freie Entscheidung. Es kann aber auch niemand sagen, dass diese Katastrophen Gott gleichgültig gewesen wären. Er wollte eingreifen, er macht die Menschen auf schreckliche Dinge aufmerksam die kommen werden. Und er bietet eine Lösung an!!!

Klaus Peter Kuhn
 
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